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Kein B(l)ock auf Werbung im Web

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adblockNachdem ich in der NZZ von der Initiative einiger deutscher Nachrichtenseiten gelesen habe, entschied ich mich einige Gedanken dazu in einen Artikel zu packen.

Das Thema Werbung im Web interessiert mich, seit es diese gibt. Einerseits als User, andererseits, weil ich damit schon etliche Online-Projekte finanzieren oder zumindest unterstützen musste. Und eines hat sich bis heute nicht geändert: Die Lager der Werbe-Verfechter und der Anbieter versetzen sich zu wenig in die Lage des Gegenüber.

Die Debatte um Werbung im Web wurde nun von einigen der führenden deutschen Nachrichtenseiten neu aufgelegt. In einer Nachricht an die Leser fordern der Spiegel, die Süddeutsche, FAZ, die Zeit, Golem.de und RPOnline, ihre Leser dazu auf, allfällige Adblocker zu deaktivieren. Grund für diese Offensive sind die rückläufigen Ad-Impressions: Die Nachrichtenangebote geben an, dass bereits in 25% der Aufrufe keine Werbung angezeigt wird. Ein Umstand, der die Anbieter gegenüber den Werbekunden in Erklärungsnot bringt. Damit das aufhört, liefern die Anbieter die Anleitung zur Deaktivierung von Adblock Plus gleich mit.

In der Stellungnahme verhalten sich die Verleger etwas naiv. In meinen Ohren klingt das in etwa so, wie wenn man den TV-Zuschauern verbieten würde in der Werbepause auf`s Klo zu gehen. Das kann nicht funktionieren. Vielmehr müssen sich die Verleger und Inserenten fragen, weshalb eine so grosse Anzahl User auf diese Tools zurückgreift. Diese Tatsache wurde denn auch sofort von der Gegenseite ausgeschlachtet. In einer offiziellen Stellungnahme stellt sich Adblock Plus als Botschafter der Userbedürfnisse dar. „User können mit Hilfe von Tools wie Adblock Plus selbst entscheiden, wann und welche Art von Werbung sie bereit sind zu akzeptieren“, fasst Adblock Plus die eigene Mission zusammen.

Der Einsatz von Adblockern hat für mich nur einen Haken. Solange man auf seinen Lieblingsseiten etwas konsumiert, etwas in Anspruch nimmt, sollte man dafür auch etwas zurückgeben. Wenn einen die Werbung auf einer Website dermassen stört, dann sollte man diese konsequenterweise nicht mehr besuchen. Das Angebot aber nach wie vor mit Adblocker zu benützen, das ist nicht unbedingt fair.

Auslaufmodell Display Werbung
Wie immer in solchen Fällen sehen sich beide Lager im Recht. Die Anbieter kämpfen um ihre wichtigste Einnahmequelle, was nur natürlich und nachvollziehbar ist. Immerhin fehlt in vielen Fällen eine Alternative zur Monetarisierung. Auf der anderen Seite sehen sich die Verfechter von Online-Werbung dazu ermächtigt zu tun und zu lassen, was sie wollen. So kann beispielsweise der Primus Adblock Plus auf eine ganze Community von Gleichgesinnten zählen, die der Online-Werbebranche den Kampf angesagt hat.

Mir ist die ganze Diskussion etwas zu sehr in schwarz und weiss geführt. Vielleicht auch deshalb, weil ich das Web seit 17 Jahren nutze, und die anfängliche „Alles ist Kostenlos“-Phase genau so gut kenne, wie das heutige erwachsene Web, wo sich jeder Anbieter refinanzieren muss. Auch mir waren Pop-Ups, Pop-Under, Layer-Ads und wie sie alle hiessen, viel zu aufdringlich und oft einfach nervig. Jedoch stehen heute wesentlich mehr Alternativen zur Verfügung, um Inserate und Werbung zu platzieren. Diese werden jedoch noch zu wenig genutzt. Und vielfach sind die Werbemittel obendrein auch schlecht gemacht. Ein Punkt, bei dem sich die Anbieter selbst in die Pflicht nehmen müssen.

Native Advertising – die Zukunft?
Bezüglich der Relevanz wird sich in Zukunft einiges tun. Das Native Advertising, die Werbung, die mit einem Erlebnis verflochten ist, wird sich auch Online durchsetzen. Auf Mashable wird eine Studie erwähnt, in der User Native Werbung 52% mehr Beachtung geschenkt hatten, als der normalen Bannerwerbung. Im gleichen Artikel bin ich auf eine interessante Aussage gestossen. Da wird eine eine Kolumne bei Reuters wie folgt zitiert:

„Die ultimativen Native Ads sind die Hochglanz-Anzeigen in Modemagazinen wie der Vogue. In manchen Fällen sind die Anzeigen sogar besser als die redaktionellen Beiträge, und als Folge davon widmen die Leser mehr Zeit diesen Anzeigen, als den eigentlichen Inhalten.“

Wenn es den Verlagshäusern gelingt die Werbung noch besser einzubetten, und fokussiert auf den Leser auszuwählen, dann bin ich überzeugt, dass die Leute (besser) damit leben können. Das hat doch bei der TV-Werbung auch hingehauen.

Wie ist deine Meinung dazu?

  1. Markus meint

    Die Aktion der Verlage ist lächerlich. Die machen sich zum Affen. Wenn die Werbung nervt, dann wird sie geblockt.

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